Die Einführung der eRechnungs-Pflicht stellt für viele Branchen eine Herausforderung dar, da sie technische und organisatorische Anpassungen erfordert, die mit zusätzlichen Kosten verbunden sein können. Betroffen sind insbesondere kleinere Unternehmen und Branchen, die bisher wenig mit digitalen Rechnungsverfahren arbeiten oder die stark von traditionellen Rechnungsprozessen geprägt sind. Hier sind einige Branchen, für die die eRechnungs-Pflicht tendenziell ein erheblicher zusätzlicher Kostenfaktor sein kann:
1. Handwerksbetriebe
- Viele Handwerksbetriebe haben ihre Verwaltungsprozesse nur teilweise digitalisiert, und oft fehlen interne IT-Ressourcen, um eine Umstellung auf eRechnung schnell und kosteneffizient umzusetzen.
- Kostenfaktoren: Anschaffung von Software für eRechnungen, Schulung der Mitarbeiter, Anpassung der bestehenden Buchhaltungssysteme und eventuell externer IT-Support.
2. Kleinere Einzelhändler und Gastronomiebetriebe
- In diesen Bereichen sind Rechnungen oft noch papierbasiert oder werden direkt vor Ort erstellt und händisch bearbeitet. Die Umstellung auf digitale Rechnungen ist daher kosten- und zeitintensiv.
- Kostenfaktoren: Investitionen in neue Abrechnungssysteme, mobile Endgeräte und Drucker, Integration mit Kassensystemen und laufende Schulungen der Mitarbeiter.
3. Freiberufler und kleine Dienstleistungsunternehmen
- Freiberufler und kleine Dienstleister (z. B. Berater, Coaches) nutzen häufig einfache Buchhaltungslösungen oder Standard-Office-Programme zur Rechnungsstellung. Die Einführung einer eRechnungs-Pflicht bringt oft zusätzliche Kosten für spezialisierte Software oder Buchhaltungsdienstleister mit sich.
- Kostenfaktoren: Anschaffung neuer Software, Zeitaufwand für die Umstellung und Anpassung von Prozessen, möglicherweise zusätzliche Gebühren für das Outsourcing von Buchhaltungsdiensten.
4. Immobilien- und Wohnungswirtschaft
- Diese Branche stellt eine Vielzahl von Rechnungen, z. B. für Mietabrechnungen und Nebenkosten. Die Anforderungen der eRechnung können besonders für kleinere Hausverwaltungen eine Herausforderung darstellen.
- Kostenfaktoren: Notwendigkeit, Software anzupassen oder neu anzuschaffen, Integrationskosten für ERP-Systeme und Verwaltung von eRechnungen in komplexen Abrechnungssystemen.
5. Landwirtschaft und Agrarbetriebe
- Viele landwirtschaftliche Betriebe arbeiten mit traditionellen Verwaltungs- und Buchhaltungsprozessen und nutzen selten digitale Systeme zur Rechnungsstellung.
- Kostenfaktoren: Einmalige Kosten für die Implementierung und laufende Kosten für die Nutzung von Softwarelösungen, Schulungen und IT-Support.
6. Gesundheitswesen und Pflege
- Kleine Arztpraxen, Physiotherapeuten und Pflegedienste haben oft geringe IT-Ressourcen und setzen bislang nur begrenzt auf digitale Rechnungsstellung.
- Kostenfaktoren: Implementierung einer Softwarelösung für eRechnungen, notwendige Anpassungen für den Umgang mit Gesundheitsdaten und Schulungen der Mitarbeiter.
7. Bildungssektor und gemeinnützige Organisationen
- Schulen, Bildungseinrichtungen und Non-Profit-Organisationen haben häufig ein begrenztes Budget und sind auf kostengünstige oder kostenlose Verwaltungssoftware angewiesen. Die Umstellung auf eine eRechnungslösung könnte für sie eine finanzielle Belastung darstellen.
- Kostenfaktoren: Anschaffung oder Anpassung bestehender Systeme, laufende Kosten für die Software und Administration, eventuell externer Support für die Implementierung.
8. Kunst-, Kultur- und Eventbranche
- Diese Branche besteht häufig aus vielen Kleinunternehmen und Selbstständigen, die nicht regelmäßig Rechnungen stellen und bislang meist ohne spezialisierte Software arbeiten.
- Kostenfaktoren: Anschaffungskosten für Rechnungssoftware, laufende Lizenzgebühren, zeitliche und finanzielle Aufwände für die Einarbeitung und Unterstützung.
9. Bau- und Immobilienbranche
- In der Bauwirtschaft gibt es oft komplexe Abrechnungsprozesse, z. B. bei Bauprojekten oder Ausschreibungen. Hier kann die Einführung der eRechnung hohe Anpassungskosten und längere Einführungszeiten mit sich bringen.
- Kostenfaktoren: Anpassungen von ERP- oder Projektmanagement-Software, Lizenzgebühren und Schulungskosten für die Projektteams.
Maßnahmen zur Kostenreduktion
Um die Einführung der eRechnung so effizient wie möglich zu gestalten, können Unternehmen Maßnahmen zur Kostenreduktion ergreifen:- Förderprogramme nutzen: Viele Länder bieten Förderprogramme zur Digitalisierung, die Kosten für eRechnungslösungen zumindest teilweise abdecken können.
- SaaS-Lösungen wählen: Cloud-basierte Rechnungssoftware bietet oft flexiblere und günstigere Optionen, da keine umfangreiche Installation erforderlich ist und Lizenzkosten planbar bleiben.
- Kollaboration mit Branchenpartnern: Besonders kleinere Betriebe können von Verbänden oder Brancheninitiativen profitieren, die oft günstigere und gemeinsam genutzte Softwarelösungen anbieten.
- Mitarbeiterschulungen gezielt durchführen: Effiziente Schulungen für die Mitarbeiter, die sich auf die für sie relevanten Funktionen konzentrieren, halten die Implementierungskosten niedrig.